Heiliger Berg

Patrick ist der Schutzheilige der Iren.

Der Sage nach soll er sämtliche Schlangen und Reptilien von der Insel verbannt haben.

Die armen Tiere - mussten diese schöne Insel verlassen...

Nur wegen dieser Aktion wurde Patrick heilig gesprochen?

 


Sei es drum. In der Provinz Mayo erhebt sich unmittelbar am Ufer einer tief ins Land ragenden Bucht ein Berg, ein Bild von einem Berg.
Würden kleine Kinder einen Berg zeichnen, würde er wohl  genauso aussehen wie dieser Berg, so schön wie ein Vulkan. Gewaltig, in perfekter Kegelform bis in die Wolken aufragend und doch lediglich 764 Meter hoch.
Solch ein Berg kann nur heilig sein - und ein würdiges Ziel für die Pilger.
Von weither sichtbar ist der Croagh Patrick, steht er doch ziemlich allein über der Ebene, von weither sichtbar ist auch die Aufstiegsspur auf seinen Gipfel. Gewöhnlicherweise würde man bei solch einer Hangneigung eher Serpentinen vermuten, diese Spur steigt jedoch schnurgerade an, geradewegs in die Wolken, ohne Umwege in den Himmel.


Es war zu erwarten. Da, wo viele Pilger anzutreffen sind, gibt es auch eine Menge Devotionalien für einiges Geld an Gläubige, sowie diverse sinnige oder unsinnige Souvenirs an die ungläubige Frau bzw. den Mann zu bringen. Das Einfachste dabei sind noch die Bergstöcke, die man allerdings als Besenstiele wesentlich billiger im Baumarkt bekommt.
Der Pub nebenan für die durstigen Kehlen vor und nach der Wallfahrt darf ebenfalls nicht fehlen.
Solchermaßen gerüstet geht es mit vielen Anderen an den Aufstieg. Manche verfallen alsbald in einen Dauerlauf, wollen vermutlich die Zeit vom letzten Mal toppen, Manche sind besser ausgerüstet für diese Bergtour und nehmen sich die nötige Zeit, um das Ganze nach Möglichkeit auf sich wirken zu lassen, Viele sind mit ihren Kindern unterwegs. Die Kinder in kurzen Sommersachen oder -kleidchen haben ihren Spaß, oben, als es wirklich steil wird, turnen sie behende, ohne bei dem frischen Wind zu frieren, über das Geröll, während die Älteren schon ein wenig schweißfeuchte Finger und weiche Knie  bekommen. Hoch ist das Eine, aber man muss hier schließlich auch wieder runter.
Es wurden auch wahre Pilger gesichtet, die diese Tour regelkonform barfuß unternehmen, wobei wirklich Gläubige wohl eher in der Minderzahl sind.


Genug aber nun der Ironie, die sich (bitte keine Mißverständnissse) in erster Linie gegen die Kommerzialisierung, die solche Dinge unweigerlich fast immer erleiden müssen, richtet.
Es bleibt zu diskutieren, ob Menschen mit einem festen Glauben an wen oder was auch immer nicht wirklich besser bedient sind, als Menschen, die in dieser Hinsicht etwas haltlos durchs Leben gehen.
Der Ausblick von unterwegs und dann von oben setzt völlig neue Maßstäbe. Und die Franzosen, welche voller Inbrunst die Marseillaise schmettern, heben die Stimmung.
Die Iren haben einfach ein schönes Land - das muss man neidlos anerkennen.


Wir können von uns sagen, wir waren auch da oben. Wir haben keine spirituellen Effekte verspürt außer vielleicht der Einsicht, dass man als Mensch in dieser Weite und Größe der Landschaft nur ein ganz winziges Etwas ist, und sich die Natur nur einmal zu schütteln bräuchte, um den Störenfried... Man sollte sich bemühen, diese Welt zu bewahren.


So gesehen, waren also auch wir auf einer Pilgerreise unterwegs.

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