Pfingstfahrt 2019

Schwer, hart wie ein Brett...

Der Radelnde uHu liebt seinen Brooks-Sattel trotzdem.
Nach zigtausend Kilometern ist der bequem wie ein Sofa, man hat sich darauf noch nie einen "Wolf" gefahren...

Da fällt der Verzicht auf all die hochgelobten Ergo, Gesundheits-sonstwas-Gelsättel nicht schwer.

Aber auch das ist Ansichts- oder besser Hintern-Sache.


Die Pfingstfahrt ins Erzgebirge hat das Zeug, Tradition und Kult zu werden.
Zugegeben, früher startete man erst 13 Uhr und war 18 Uhr oben, heutzutage rollt man 9 Uhr schon los und ist 18.30 oben. Aber dafür gibt es auch wesentlich mehr Zeit, das Drum und Dran der Route zu genießen.
Zum Beispiel die Blumenwiesen mit dem üppigen Mohn, die spiegelglatt liegenden Wasserflächen der Kiesgruben und Seen im Süden Leipzigs. Mit derlei schönen Ausblicken kurbelt es sich recht locker stracks in Richtung Frohburg. Erste kleine Pause nach zwei Stunden zwischen Frohburg und Kohren-Sahlis, etwas essen, Trinken sowieso, keinen Hungerast riskieren.
Mit Rennrad wäre nun nur die hügelige Straße durch den Streitwald nach Kohren-Sahlis möglich, die ist schön, aber auf dem Rennrad bekommt man meist nicht so sehr viel von der Umgebung mit. Mit dem "kleinen Schwarzen" dagegen eröffnen sich die Variante durch den Urwald direkt an der Wyhra entlang. Und diese Variante ist das erste schönste Ferienerlebnis des heutigen Tages. Flirrende Sonnenlichter, schier undurchdringlich grünes Dickicht und mittendrin das mäandrierende Flüsschen. Sprachlos ist der Radelnde UHu sowieso, es gibt ja auch noch keinen Mitreisenden, mit dem man sich über dieses kleine Wunder austauschen könnte.
Heimatkunde 4. Klasse - die Großlandschaften unseres kleinen gewesenen Ländchens, Flachland, Hügelland, Mittelgebirge - oder so ähnlich. Am Rande der Leipziger Tieflandsbucht wird es hügelig. Also hügelt sich die Route nun auf kleinen (noch von Brevets her bekannten) Sträßchen hinüber nach Himmelhartha und Göhren, wo man von der Höhe schon einen bemerkenswerten Blick ins Muldetal und den imposanten Göhrener Viadukt hat.
Und im Dunst am Horizont grüßen schon die Vorberge des Erzgebirges.
Cossen - kleiner "Killerhügel" hinüber ins Chemnitztal, dann rollt es zum Teil auf hervorragendem Radweg (inkl. dunklem Tunnel) bis kurz vor die Tore der Stadt Chemnitz, wo Treff mit dem "Bergführer" ist.
Nach einem Stück Erdbeertorte mit (handgeschlagener Sahne - ein Träumchen - großen Dank an die Gastgeberin) wird nun gemeinsam kräftig gegravelt - und damit intensiv dem neuen Radsport-Trend gehuldigt. An der Stadt vorbei quer durch Kleingartenanlagen und auf Wald-und Wanderwegen schrauben wir uns hinauf bis zum Adelsberg, der mit 520 m höchsten Erhebung auf dem Gebiet der Stadt Chemnitz. Die Erdbeertorten-Mit-Pause tat gut, die Beine verrichten gehorsam ihren Dienst, so dass auch anschließend von der Dittersdorfer Höhe der grandiose Panoramablick ins Erzgebirge mit Pöhlberg, Bärenstein und Fichtel- sowie Keilberg entsprechend genossen werden kann. Der ist heute etwas dunstig, aber immer wieder schön.
Den Killerhügel durch Amtsberg rollen wir heute zügig abwärts, dann sind wir schon im dämmrigen Zschopautal, wo wir uns den Platz mit vielen teils rasenden motorisierten Erzgebirglern teilen müssen. Besser also die Supernova einschalten, der "Bergführer" trägt Warnweste - Hauptsache, gesehen werden.
Auf den letzten kleineren Anstiegen können nun die verbliebenen Restkräfte voll verpulvert werden. Kann nix mehr passieren, sind gleich da, und den allerletzten Stich zur Unterkunft hinauf...
Nein, den tun wir uns heute nicht mehr an, den schieben wir ausnahmsweise hoch, was unser Empfangskomitee entsprechend kommentiert.
Aber 135 kmchen mit 1600 Höhenmetern sind ja auch nicht ganz so übel und verlangen nach Wiederholung.
Unsere liebe Gastgeberin ist dann sogar so nett, dass sie uns auf Umleitungs-Umwegen durchs Tal und drüben wieder hinauf zur Schloss-Restauration mit dem Auto chauffiert, so dass wir schweißfrei das Pünktchen auf dem i des heutigen Tages, das erste Bierchen auf dem Burgbalkon hoch über dem Zschopautal im Abendsonnenschein genießen können.
Schön wars wieder einmal.
Und der Brooks hat seinen nicht unwesentlichen Anteil dazu beigetragen.