Khumjung - Kathmandu / Bhaktapur


Donnerstag, 23.11.1995
Um sechs sind wir wach, der Regen, der mich gestern abend so unruhig gemacht hat, war nur ein Schauer, jetzt ist es wolkenlos und sehr kalt.(-10°C, im Raum -4°C) ,
Während wir auf Chuldim warten, filme ich draußen mit frostigen Fingern noch einmal die ersten Sonnenlichter an den Bergspitzen.
Ohne Frühstück, die Sherpas schlafen noch, gehen wir kurz nach sieben, in weitem Abstand ge­folgt von Chuldim, der heute einen Träger ersetzt (dieser hat, wie wir später sehen, Airfield-Dienst) und einem Träger über die Höhe nach Shyangboche.
Alles ist noch gefroren und reifbedeckt die Rhododendron- und Wacholderbüsche, die Tannen. und das Morgenlicht in dieser verzauberten Landschaft reißt uns noch einmal zu einer Foto-Orgie hin.
Als wir auf dem Airfield ankommen, sind wir so ziemlich die Ersten, werden kurz darauf in der Asian­ Airlines-Bude eingecheckt und warten nun bis halb elf. Der Platz füllt sich immer mehr mit Leben und dann landet 10 Uhr der erste Heli und zwei Minuten später ganz ganz waghalsig die erste Pilatus Porter. Beeindruckend...
Nachdem das Gepäck im Heli verstaut ist, der Pilot ist derselbe wie beim Hinflug, vermutlich ein Russe, heben wir um ca. 19.30 ab.
Das war es, Himalaja 1995.
Wiederholung nicht ausgeschlossen.
Vorbei an Gletschern und durch die gewaltige Dudh­ Kosi-Schlucht donnern wir hinaus ins Vorge­birge. Die Heimat des Schnees bildet alsbald nur noch die Kulisse am Horizont und unter uns sehen wir wieder die fast vollständig terrassierten Hänge.
In Nepal scheint kein Quadratmeter unbebaut, Wald gibt es nurmehr spärlich.
Das Katmandutal erkennen wir bald an der Smogglocke, unter uns Bhaktapur und elf Uhr Kat­mandu.
Smog, Dunst...
Ein Mann von Asian Trekking holt uns und das Gepäck ab und dann, nach der Fahrt durch die quirlige Hauptstadt stehen wir endlich wieder im Hotel.
Mike liegt gerade im Bett, aber vor der nächsten Unternehmung ist erst einmal DUSCHEN angesagt.
Die seit einer Woche angesammelte Dreckschicht löst sich nur widerwillig, aber das Gefühl danach ist König-Birendra­-mäßig. Nach diesem Erfolgserlebnis gleich das zweite. Ein feudales Mittagessen und dann das dritte! Ein Bier!!!
Der Traum einer Woche.
Wir klönen über die vergangenen Tage und halb zwei zieht sich Frank zum Karten-Schreiben zurück, während Mike und ich auf Shoppingtour gehen. Wir durchstreifen Thamel, die touristenmä­ßig aufpolierte Altstadt, die mit dem wahren Katmandu nicht viel zu tun hat und, da die Preise hier gepfeffert sind, nehmen wir eine Rikscha mit einem sehr gesprächigen Fahrer zum Durbar Squa­re.
Katmandus Durbar Square ist genauso von Touris überfüllt, nur etwas schmutziger, als der von Patan, aber darum nicht weniger sehenswert und interessant. Wir sehen uns ausführlich um, die Händler sind sehr aufdringlich und mit mehr oder weniger Erfolg erhandeln wir auch ein paar Souvenirs.
Doch erlebnisreich ist es hier, der Junge, der uns innerhalb von 10 Minuten dreimal sein Schach­spiel verkaufen will oder der Sadhu, der für ein Foto 50 Rupien kassiert und uns Asche aus Pashupatinath auf die Stirn streicht, die Kumari, die sich nicht sehen läßt und viele viele andere Leute, Leute, Leute...
Später am Nachmittag laufen wir zu Fuß wieder durch die chaotischen Gassen zurück und als Höhepunkt des Tages lassen wir uns noch einmal richtig beim Barbier einseifen.
Inklusive Haareschneiden, Kopfmassage (was für ein Gefühl danach !) kostet das Ganze 500 Rupien. Der hat sich eine goldene Nase verdient.
Doch das war es wahrhaftig wert.
Wir sind wieder Menschen.
Zum Ausklang, es ist schon finster, speisen wir heute in Thamel im Dachgarten bei Les Yeux und dann endet der Abend an der Bar im Hotel mit Karten schreiben.
Kulturschock Nepal.
Faszinierend.
Und wie gesagt, Wiederholung nicht ausgeschlossen. Man muß das Land einfach lieben, so bunt und vielfältig wie es ist,

Freitag, 24.11.1995
Heute wieder große Sightseeing-Tour.
Zunächst, nach dem Frühstück fahren wir ein ganzes Stück.
Es ist kalt und neblig, die Sonne hat es heute unheimlich schwer.
In Changu Narayan, einer hoch auf einem Berg (1677) liegenden Siedlung sehen wir uns den äl­testen Tempel des Katmandutales an.
Unser Guide erzählt viel, aber er macht es gut und verständlich.
Und auch die Sonne siegt endlich über den Nebel. So kommen wir noch in den Genuß der wunderschönen Aussicht über das Tal.
Bhaktapur ist die älteste der drei Königsstädte.
Sie wurde zwar durch ein Erdbeben schwer in Mitleidenschaft gezogen, doch hier ist man auf Schritt und Tritt plötzlich um 500 Jahre zurückver­setzt. Unfaßbar, daß Menschen in diesen feuch­ten Gassen leben können.
In der heutigen Zeit nicht vorzustellen, aber es ist wahrhaftig kein Museum. Der Guide zeigt uns die einschlägigen Plätze und Tempel, aber am beeindruckendsten bleiben die Lebensbedingungen hier.
Das Mittagessen hat sich unser Guide auf ganz elegante Art auch bezahlen lassen, aber darüber sehen wir hinweg, er ist wirklich ein lustiger Kerl.
Als wir dann voll mit Kultur gesättigt sind, läßt er sich erweichen und wir fahren zurück.
Aber der Abend wird für mich noch zum Horrortrip, ich bekomme Fieber und unheimlichen Dünn­pfiff.
So liege ich halb neun bereits im Bett, die anderen Beiden sitzen bis um elf im Restaurant unten.