Kathmandu - Lukla - Phakding


Dienstag, 14.11.1995
Um fünf Aufstehen, Duschen, 3/4 sechs Breakfast und los zum Airport.
Im Gebäude für Inlandflüge checken wir uns ein, eine Menge Touristen sind bereits hier und so­ gar einige Einheimische.
Für Delhi-Verhältnisse geht alles sehr schnell und halb neun sitzen wir zusammen mit Sherpas und einer Gruppe Japanern, die nach Shyangboche hinauf wollen in der Mi 17N.
But the weather here or in Lukhla is bad und so warten wir bis viertel elf, ehe der Helikopter abhebt. Und nun dröhnt uns eine Stunde lang das Getöse des Motors und das Pfeifen der Rotorblätter in den Ohren, in die wir Watte gestopft haben.
Abgesehen davon, daß wir eingezwängt zwischen Holzkisten (die wie Särge aussehen) und Rucksäcken sitzen.
Als wir über der Wolkenschicht sind, bietet sich ein umwerfendes Bild!
Ein weißes Wolkenmeer und darüber im Suden in der gleißenden Sonne die Bergspitzen der Vor­ gebirge. Und durch Wolkenlöcher sehen wir unter uns steile terrassierte Hänge, die dicht besie­delt sind.
Je höher wir jedoch ins Vorgebirge kommen, desto seltener werden die Siedlungen und Höfe, die Hänge noch steiler, bewaldeter und durchschnitten von tiefen Schluchten, an deren Grund die silbernen Flußbänder blinken. Und plötzlich im Norden weiße Schneegipfel, ganz nah vor uns.
Und plötzlich die sehr abschüssige Piste von Lukhla, welches auf einem Berghang hoch über dem Dudh­ Kosi-Tal liegt.
In einer gewaltigen Staubwolke landen wir, die Rucksäcke werden zuerst hinaus befördert, dann wir und schon schwebt der Helikopter donnernd weiter, weiter hinauf ins Khumbu, weit hinauf bis nach Shyangboche auf 3800 Metern. Die Japaner werden sich wundern.
Als bereits alles zu spät ist, merken Mike und Frank, daß ihnen jeweils ein Rucksack abhanden gekommen ist.
Großes Drama, auch unser Guide, der sich uns vorstellt, wir nennen ihn Chuldim, scheint ein wenig ratlos, aber vielleicht ist das auch nur die Gelassenheit der Nepalesen.
Was tun?!
Im schlimmsten Fall könnte unsere Tour platzen. Ohne Schlafsäcke und Jacken ist die Kälte da oben sicher nicht zum Aushalten.
So nehmen wir in der Lodge,am Airfield den Lunch, viele Sherpas warten hier, um sich als Träger anzubieten, aber wir haben bereits zwei Porter.
Seltsam, die Masse der Sherpa-Männer arbeitet als Bergführer oder Träger, die Frauen hüten die Kinder. Eine Entwicklung, an welcher der Tourismus hauptsächlich die Schuld trägt. Ob die Sher­pas damit zufrieden sind?!
Während wir ungewiß warten, was weiter geschehen soll, hören wir verschiedene Horrormeldungen von den Trekkern, die das Schneechaos oben in Gokyo und im Khumbu erlebt haben.
Es ist schlimm, viele Tote hat es in den Schneemassen gegeben.
Die Hubschrauber werden fast alle für Bergungstransporte eingesetzt.
Auch Chuldim hat eine Gruppe von Amerikanern vor uns oben aus Lobuche herausgeholt.
Sie sind sogar nachts gelaufen, um das Flugzeug noch zu schaffen.
Oder zwei Engländer, die in Gokyo im Schnee fünf Tage ohne Essen eingeschlossen waren.
Irgendwann, wir haben inzwischen auch die herrliche Bergszenerie um Lukhla geknipst und gefilmt, hier stehen die ersten größeren Fünftausender, der Schnee reicht allerdings bis ca. 4000 Meter hinunter, kommt Chuldim und sagt, daß die Rucksäcke in Katmandu gelandet sind und morgen "sure" nach Shyangboche hinaufgebracht werden.
Er kümmert sich um einen Ersatzschlafsack für Mike, der gerade ein kleines Sightseeing veranstaltet und den wir deshalb noch eine Weile suchen müssen.
Und nun gehen wir doch noch nach Phakding, unserem ersten Ziel.
Für den Kala Pattar hat Chuldim übrigens nur ein müdes Lächeln übrig.
It's not possible, because of the snow.
Der Kongde mit weit über 5000 Metern, eine schroffe Pyramide, erscheint immer mächtiger, je tiefer wir ins Dudh-Kosi-Tal hinabsteigen.
Eine Menge ächzender und schwitzender Trekker kommen uns entgegen, sie haben die Tour hinter sich. Das Tal wird immer enger und schattiger, doch trotzdem ist der erste Eindruck von der Größe des Himalaja noch nicht so überwältigend. Aber selbst hier ist eigentlich noch Vorgebirge.
Und wenn alles gut geht, sehen wir vielleicht die ganz Großen.
Der Weg wird zu recht übrigens als Coca Cola Highway bezeichnet. Lodges und Coke an allen Ecken und Enden.
Etwas später sehen wir östlich am Ende eines Seitentales den ersten Sechseinhalbtausender aufragen, den Kusum Kangguru. Der ist wirklich gewaltig.
Und über allem ein tiefblauer Himmel, ringsum eine üppige Vegetation, die Farben sehr intensiv und schön.
In stetigem Auf und Ab geht es nun am östlichen Dudh-Kosi-Ufer weiter und dreiviertel fünf, nach zweieinhalb Stunden erreichen wir in Phakding unsere erste Lodge (Five Stars). Kein Licht im Obergeschoß und Wind durch alle Ritzen. Aber daran müssen wir uns auch gewöhnen.
Nach einem prächtigen Abendessen, die Speisen sind sehr stark gewürzt, vor allem mit Curry, klönen wir noch ein wenig und bestaunen den herrlichen Sternenhimmel Wie wird es da oben aussehen, wo die Luft noch klarer ist.
Und morgen weiter hinauf nach Namche.
Wir sind jetzt auf 2600 Metern.